Von der Vergangenheit zur Gegenwart
Neunzehn Personen des Seniorenrates Brugg reisten am 6. September 2022 mit dem Zug nach Erstfeld, zum Nordportal des längsten Bahntunnels der Welt. An Erstfeld fährt man meistens vorbei, sei es mit dem Zug oder dem Auto. Am Vormittag stand eine Besichtigung der historischen Lokdepots auf dem Programm. Hier werden von «SBB-Historic», einer Stiftung der SBB, die alten Lokomotiven gepflegt. Diese wurden einst den schweren Güterzügen vor dem Anstieg zur Bergstrecke vorgespannt. Wir erhielten umfassende Informationen über den früheren Bahnbetrieb und bestaunten aus nächster Nähe das «Krokodil», den «Rehbock», die «Köfferli-Lok» und den «Gigant»: über 34 Meter lang und zeitweise die stärkste Lok der Welt.
Alle Loks werden auf sogenannten «Fitness-Fahrten» im ausgedehnten Bahnhofsgelände in Schuss gehalten. Es ist überhaupt erstaunlich, mit wieviel Herzblut die historischen Fahrzeuge betreut werden. Nach dem Mittagessen konnten wir die Stellwerkanlagen besichtigen und erfuhren viel über den einst bedeutenden Bahnhof Erstfeld. Immerhin sind dort heute die zahlreichen Unterhaltszüge für den Basistunnel mit dem Betriebspersonal stationiert.
Busse brachten uns in Richtung Amsteg. Unsere Guides öffneten ein schweres Eisentor, von der Sonne mussten wir uns verabschieden. Nach mehr als zwei Kilometern in einem dunklen Betriebs- und Versorgungsstollen wurden wir mit Helm, Weste und Wasserflasche ausgerüstet. Zuerst begrüsste uns natürlich die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute.
Anhand von Filmen und Modellen der 400 Meter langen Tunnelbohrmaschinen wurde uns der 17-jährige Bau des 2016 eröffneten Tunnels mit allen unvorhergesehenen Schwierigkeiten erklärt. Wir durften sogar das zucker-körnige Gestein der berühmten Piora-Mulde in die Hand nehmen, das den Tunnelbau zeitweise gefährdete und riesige Mehrkosten verursachte.
Höhepunkt war sicher der Glas-Balkon, der uns die direkte Einsicht in die Nord-Röhre ermöglichte. Die Züge aus dem Süden rasten keine zwei Meter vor uns vorbei. Erstaunlich, wie viele Güterzüge unterwegs sind: auf vier Güterzüge folgt ein Personenzug! Das ausgeklügelte Evakuierungs-Konzept für einen Brandfall mit den Nothaltestellen und den riesigen Lüftungsanlagen überzeugte uns. Nach mehr als zwei Stunden im Berg waren wir dann doch erleichtert, als uns am Ausgang die Sonne wieder begrüsste.....Es war ein lehrreicher, interessanter aber auch anstrengender Tag. Wir danken den drei engagierten Guides für die kompetenten Führungen!
Eduard Sulzer, Seniorenrat